Der Werkzeug-und-Material-Ansatz für die Entwicklung interaktiver Software-Systeme

Der Werkzeug- und Materialansatz (WAM-Ansatz) ist eine iterativ inkrementelle Methode zur anwendungsorientierten Entwicklung interaktiver Software. Der WAM-Ansatz wurde Ende der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts bei der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung entwickelt. Seitdem wurde er in zahlreichen universitären und Praxisprojekten erfolgreich angewendet und weiterentwickelt. Ursprünglich für die Konstruktion von Programmierumgebungen konzipiert, wird der Ansatz heute an verschiedenen deutschsprachigen Universitäten als Methode zur Software-Entwicklung interaktiver Systeme gelehrt und in der industriellen Praxis verwendet.
Die transdisziplinäre Wurzel des Ansatzes besteht darin, die in der Softwaretechnik gebräuchlichen Konzepte „Werkzeug“, „Automat“ und „Material“ auf eine philosophisch und arbeitspsychologisch tragfähige Basis zu stellen. Namentlich die Hermeneutik Heideggers und die Tätigkeitstheorie nach Leontjev spielen eine wesentliche Rolle.
Auf dieser Basis werden dann Schlussfolgerungen für das fachliche Design und die (objektorientierte) Architektur und Konstruktion interaktiver Softwaresysteme gezogen. Ergänzt um eine evolutionäre Vorgehensweise entsteht damit eine Methode, die erfolgreich fachliche und organisatorische Erfordernisse der Anwendungsentwicklung technisch umsetzbar macht.

Im Tutorium werden wir fundamentale Konzepte des Ansatzes an industriellen Beispielen behandeln:

  • Die Rolle von Leitbildern und Entwurfsmetaphern für die Anwendungsentwicklung
  • Werkzeuge, Automaten und Materialien (WAM) in der Arbeitsumgebung
  • WAM und Geschäftsprozesssteuerung (Business Process Modelling (BPM))
  • Der Zusammenhang vom fachlichem Modell und technischer Architektur
  • Iterativ inkrementelle Vorgehensweise und agile Methoden – Die WAM-Interpretation
  • Die Rolle von WAM-Modellarchitekturen – Der Zusammenhang mit Service-Orientierten Architekturen

Sämtliche vorgestellten Konzepte des WAM-Ansatzes werden an Beispielen aus der industriellen Praxis (u.a. aus der medizinischen Versorgungsforschung) erläutert und verdeutlicht. Übergeordnetes Ziel des Tutoriums ist es zu verdeutlichen, dass eine solide fachliche Orientierung jenseits technischer und betriebswirtschaftlicher Moden eine tragfähige Basis für langfristig erfolgreich einsetzbare Software bildet.